Ein kleiner Plausch mit Tom von ANCST
Anfang des Jahres habe ich ein kleines Interview mit Tom von ANCST geführt. Das sollte eigentlich in einer Druckausgabe erscheinen, aber die verschiebt sich noch etwas auf Grund von Planungsschwierigkeiten. Trvefrykt erscheint auch weiterhin als Print-Zine, aber bis zur Ausgabe 4 müsst ihr euch noch etwas gedulden.
Weil wir das Interview schon im Frühjahr geführt haben, ist es natürlich nicht mehr tagesaktuell. Aber trotzdem gibt Tom einige coole Infos preis, die ihr hier lesen könnt.
1. Hey Hey, alles fit bei euch? Stellt euch unseren Lesern mal vor!
Tom: Moin Flix, Hier ist Tom. Ich kümmer mich bei Ancst um das Geschreie und beantworte heut alle deinen Fragen. Ansonsten spielen außer mir noch Mirko (Git), Stefan (Bass), Robert (Git) und Mihai (Drums) in der Band.
2. Anfang des Jahres 2018 habt ihr gleich 2 Releases gebracht, erst eure neue LP „Ghosts Of The Timeless Void“ und dann die Split mit Depravation. Schon in den letzten Jahren ward ihr unglaublich produktiv. Wie haltet ihr dieses Arbeitstempo aufrecht? Woher kommt die ganze Kreativität?
Tom: Ich steck all meine Zeit in die Band, beschäftige mich quasi jeden Tag damit. Nur so kann ich das mit dem Arbeitstempo und dem Output realisieren. Ich brauch das aber auch als Ventil. Man kennt das ja, es ist nicht verkehrt sich beschäftigt zu halten um nicht die Klippe runter zu stürzen. So geht es mir halt oft. Es ist ehrlich gesagt echt ne Menge Arbeit die in dieser Band steckt und das kann oft frustrierend sein aber es lohnt sich. Ich ziehe sehr viel Kraft aus diesem Projekt und auch aus den Leuten die daran mitarbeiten.
3. Der Sound der LP klingt ziemlich modern, immer wieder lese ich Witze darüber, dass euch Fans mit HEAVEN SHALL BURN vergleichen. Auch ich muss zugeben, das ihr für mich, mit dem neuen Sound, wie eine Black Metal Version der sympathischen Thüringer Metalcore Band klingt. War das wirklich ein Einfluss für euch oder sind die Ähnlichkeiten reiner Zufall?
Tom: Ein Großteil von uns ist ja mit dem Backkatalog unseres aktuellen Labels Lifeforce aufgewachsen und sozialisiert. Natürlich ist es da kein Zufall das wir Parallelen zu HSB aufweisen. Wir sind mit denen ja quasi groß geworden. Die Loorbeeren komplett HSB zu überlassen wäre aber auch nicht richtig und darum muss man natürlich auch sagen das wir die Bands die HSB beeinflusst haben auch cool finden. Also Schwedentod-Bands wie At The Gates und alte In Flames aber natürlich auch 90er HC Sachen wie die Bremenbands, alte Converge, Earache-Bands wie Napalm Death und Bolt Thrower und halt Crust und Emokram. Aufjedenfall ist es für uns cool wenn Leute uns mit Heaven Shall Burn vergleichen. Ich freu mich da drüber.
4. Wie kam es zur Split mit Depravation? Das raue Geballer passt gut zu euch, wäre es vielleicht mal an der Zeit für eine gemeinsame Tour?
Tom: Ich und Jonas kennen uns ja schon ein paar Jahre jetzt. Jonas hat damals das 2. Ancst Tape über sein Label Dark Omen Records veröffentlicht und auch ein paar Shows für uns in Gießen organisiert. Ich wiederum bin der Meinung das Depravation die absolute Speerspitze des deutschen Düster-Hardcore sind. Für mich geht nichts über deren Album II:MALEDICTVM. Da können alle andern die jetzt grade versuchen Black Metal mit HC zu mixen einpacken. Die Idee für eine gemeinsame Split hatten wir glaub ich beide schon eine Weile. Haben wir jetzt halt endlich mal geschissen gekriegt. Wir spielen aufjedenfall ein paar gemeinsame Shows im März zusammen. Unter anderem wird es ne Double Record Release zum neuen Album und zur Split geben in Leipzig im Mörtelwerk am 09.03.
5. Seit neustem verzichtet ihr auf euren Drumcomputer und habt euch einen echten Drummer ins Boot geholt. Ist es schwer, die alten Tracks die auf den Computer ausgelegt waren, live zu spielen? Bringt der „natürliche“ Drumsound frischen Wind in Ancst-Shows?
Tom: Das ist schon komplizierter für uns alle das mit einem Menschen zu spielen. Roland war halt immer „on point“ und hat nie Fehler gemacht. Ich glaub für Mihai, unseren neuen Drummer, war das am Anfang echt die Hölle, 3-4 Tage die Woche im Proberaum die Songs zu lernen. Aber das Ergebniss kann sich sehen lassen. Mihai hat sich echt zu nem Tier entwickelt und ist ein würdiger Nachfolger für Roland. Auch den Leuten gefällt es und alle sind total begeistert das dass ganze Geballer auch mit einem Menschen möglich ist. Ich denke wir sind jetzt weitaus dynamischer und organischer als zuvor und zudem noch um einieges lauter und agressiver. Fetzt!
6.Thema Festivals – Wie steht ihr zu normalen Metalfestivals und Shows? Wollt ihr mehr solche Shows spielen oder euch weiterhin eher im klaren linkspolitischen Umfeld bewegen?
Tom: Für uns sind das Shows wie andere auch. Wir lehnen das nicht grundsätzlich ab. Coole Menschen gibt es überall, genauso wie Arschlöcher. Im linkspolitischen Milieu bewegen wir uns halt auch schon teilweise jeder 10-15 Jahre, da bringt so eine Metalshow auch teilweise mal die fehlenden Ersterlebnisse rein. Wenn ich eins in meinen Jahren in der DIY-Szene-Blase gelernt habe das nicht überall wo links und reflektiert drauf steht auch genau das drinn steckt. Demnach gehen wir da auch nicht mehr mit dieser AZ-only-Mentalität ran.
7. Metal und Politik – Für euch gut vereinbar? Wie geht ihr mit unpolitischen Bands um und wie handhabt ihr das Thema Grauzone im Metal?
Tom: Für mich passen beide Sachen super zusammen, wie viele meiner Lieblingsbands in den letzten Jahrzehnten bewiesen haben. Natürlich gibt es da auch genug Leute die das komplett anders sehen aber das ist mir ehrlich gesagt echt egal mittlerweile. Die Leute sind alle mündig und können ihre eigenen Entscheidungen treffen. Wenn es trotzdem dem ein oder anderen etwas Input gibt was ich da in den Texten verarbeite oder wofür diese Band nach außen hin steht, freut mich das natürlich. Das Thema Grauzone gehen wir entspannt an, weil das ist auch eine individuelle Sache mit den eigenen Moralvorstellungen. Grundsätzlich sind wir da eher an einem Diskurs als an einer Zero-Tolerance-Policy interessiert. Oft sind ja Menschen mit ihrem Urteil recht schnell und das ist mir persönlich zu einfach. Also anstatt das 18 Jährige Kid mit dem Burzum Shirt aus dem Laden zu prügeln würd ich mich lieber bei ner Limo mit Ihr/Ihm unterhalten und mal nachfühlen was so Sache ist. Das entspricht eher meinem emanzipatorischen Anspruch.
8. Welche aktuellen Black Metal Bands feiert ihr ab? Mit welchen Bands würdet ihr gerne mal zusammen eine Show spielen?
Tom: Alle von uns würden gern mal mit Deluge spielen. Die feiern wir alle hart. Ansonsten hören wir alle gar nicht soviel BM. Robert hat grad wieder Ulver für sich entdeckt, Mihai hört viel neuen Kram aber frag mich nicht was. Mirko und Stefan hören eher Hip Hop und ab und an mal irgendeine Deathwish Band und ich feier immer noch den selben alten 90s Skandi-Kram: Gates of Ishtar, Dissection, Dawn etc. und ansonsten viel Dark Ambient Zeugz vom Cryo Chamber Label.
9. Welche klassischen Black Metal Alben sind für euch wichtig und warum? Wie seid ihr eigentlich zu dieser Musik gekommen?
Tom: Ich hab das recht früh entdeckt nachdem ich mit Death Metal angefangen hatte und dann durch Musikzeitschriften auf dieses Black-Metal-Ding aufmerksam geworden bin. Früher hat man ja auch diese Sampler-CDs noch gehört um neuen Kram zu entdecken. Das Internet war halt noch nicht so schnell wie heute. Für mich sind die Essentials die ersten 3 Ulver Alben und die letzten 2 Immortal Platten. Ansonsten find ich den schwedischen Kram weitaus cooler als den norwegischen und mit dem Proto-BM ala Bathory, Venom und Celtic Frost kann ich gar nichts anfangen.
10. Noch ein paar Worte an die Leser?
Tom: Geil, das ihr noch kleine Print-zines lest (falls es dieses Interview nur in die Online-Ausgabe schafft dann cool das ihr diese noch lest) und DIY-Projekte unterstützt. Das ist heutzutage nicht mehr selbstverständlich. Unterstützt die Jungs von Trve Frykt, die machen super Shows in Weimar. Auch wenn Thüringen ohne die Menschen die da leben weitaus schöner wäre, ist Weimar immer einen Besuch wert. Ansonsten, haben wir bald nen neues Album draußen und ne neue Split. Kommt auf jedenfall noch mehr dieses Jahr, also haltet die Augen offen wenn euch das ein wenig interessiert was wir machen. Danke für das Interview und für euch die es gelesen haben, Danke für eure Aufmerksamkeit.
Bandcamp
Flix.
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